Dinancharya – die Ayurvedische Morgenroutine
Vor knapp einem Jahr erzählte mir mein Gatte, daß erfolgreiche Leute, wie z.B. Richard Branson oder der Apple-Chef Tim Cook früh aufstehen, sehr früh, also ca. um 5 Uhr…(dazu gibt es auch das Buch „The 5 AM Club“).
Er, also der Gatte, würde das auch mal gerne probieren. Und da ich meinem geliebten Ehemann bei seinen Erfolgen immer hilfreich zur Seite stehe, habe ich ihm auch hier meine Unterstützung zugesagt.
Genetisch gesehen bin ich eher eine Nachteule und das habe ich wohl leider auch an unsere Kinder weiter gegeben. Daher habe ich auch seit fast 13 Jahren (unsere Jungs wurden im Mai 2007 geboren) notorischen Schlafmangel. Genauso wie ich, werden diese Kerle vor allem zu späterer Stunde sehr kreativ und es gleicht einem Spießrutenlauf bis sie im Bett liegen und die nächste Herausforderung: bis ich dann endlich mal im Bett bin… Es gäbe doch noch so viel zu tun und ich habe noch so viele Ideen…
Ich habe mich dann an meine Ayurveda Ausbildungen erinnert, wonach eine gewisse Tagesroutine und vor allem auch der Aspekt des Dinancharyas – der ayurvedischen Morgenroutine – zur Ausbalancierung der Doshas (Bionergien) und somit zur Erhaltung der Gesundheit, eine wesentliche Rolle spielt. In der Zeit zwischen 2 und 6 Uhr ist die sogenannte Vata-Phase vorherrschend. Vata steht generell für Leichtigkeit und Beweglichkeit. Es fällt uns leichter, vor 6 Uhr aufzustehen, da nach 6 Uhr die Kapha-Phase beginnt, die für Schwere und Trägheit steht. Also, ist das Vorhaben eine tolle Idee, dachte ich mir, und absolut gesundheitsfördernd. Voraussetzung ist natürlich, am Abend rechtzeitig ins Bett zu gehen, damit man auch ausreichend Schlaf bekommt. Und genau hier waren wir wieder am Ursprung des Problems angelangt.
Der Gatte und ich haben uns (ich meine, es war im späten Herbst 2019) eine Woche lang jeden Morgen zwischen 5:00 und 5:30 Uhr aus dem Bett gequält. Vor allem mir fiel es unheimlich schwer. Ich war den ganzen Tag über müde und schlecht gelaunt. Es hat auch nicht dazu geführt, daß ich am Abend früher ins Bett gegangen wäre. Sowohl tagsüber als auch am Abend beginnt nämlich um 10, bzw. 22 Uhr die ayurvedische Pitta Phase, die für Umwandlung und Aktivität steht. Hier arbeitet z.B. der Stoffwechsel am besten und die Kreativität wird angeregt. Jackpot! Wir haben die Idee also erst mal verschoben.
Und dann kam CORONA …
Gleich, nachdem ich im März diesen Jahres (in der Woche nach meinem Geburtstag) erfahren habe, dass der Gatte und unsere Kinder für mindestens 5 Wochen Zuhause sein werden und erst mal 3 Wochen Homeschooling anstehen, war mir klar:
Jetzt ist der absolute Notfall eingetreten. Wenn ich mir jetzt meinen Tag nicht strukturiere (was absolut gegen meine Natur ist), fliegt uns hier alles um die Ohren.
Ich sagte zu meinem Mann: „Wenn nicht jetzt, wann dann? Diese Chance bekommen wir nie wieder“!
Und so ging unser Wecker (mit angenehmer Sonnenaufgangssimulation) gleich am nächsten Morgen um 5 Uhr an. Und was soll ich sagen? Mit einigen Ausnahmen während der Sommerferien, haben wir dieses Ritual des Aufstehens vor 6 Uhr in den letzten Monaten beibehalten. Und meistens klappt auch das frühere Zubettgehen gut. Ich habe es manchmal sogar schon geschafft, vor 22 Uhr im Bett zu sein. Denn so produktiv ist man ja am Abend tatsächlich nicht mehr. Mittlerweile bin ich ab 21 Uhr schon ganz schön müde.
Diese Zeit am morgen ist meine persönliche Prime Time. Wenn Du Dir auch etwas mehr Zeit für Dich wünschst, könnte dieses Ritual eine Möglichkeit sein.
Und was ich in der Früh so mache?
- Spazieren gehen
- Spinning
- Yoga
- Sauna
- Meditation
- Lesen
- Schreiben
- Dankbarkeitstagebuch schreiben – wenn ich es am Vorabend vergessen habe
- …
Die Möglichkeiten sind vielfältig und das darf jeder selbst für sich entscheiden, was er mit dieser Zeit anfängt.
Diese Me-Time sollte allerdings erfüllend und auf keinen Fall stressig sein.
Und wenn dieses Morgenritual jetzt nicht in Dein Leben paßt, dann vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt – „Trust the timing of your life“.
(Foto: Oliver Tierling, April 2020)